Was ist Sicherheit – und warum ich mich bewusst davor schütze
Sicher leben oder sich erleben?
Was ist Sicherheit – und wie kann man sich davor schützen?
Diese Frage begegnete mir immer wieder nach meiner Rückkehr von der Reise durch Afrika.
Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, wurde zu einer tiefen Erkenntnis über das Leben selbst.
Mein Name ist Anselm und mein Leben basiert auf Unsicherheit. Sie ist ständig da und sie verbindet mich zu mir, meinen Gefühlen und zu meiner Umgebung. Unsicherheit ist ein zentrales Thema in meinen Vorträgen, meinen Reisen und Beziehungen.
Sicherheit: Ein Grundbedürfnis – aber nie erfüllbar?
Das Wort Sicherheit stammt vom lateinischen securitas – es bedeutet „ohne Sorge“. Umgangssprachlich: sorgenfrei.
Früher schützte uns Sicherheit vor realen Bedrohungen: Raubtieren, Hunger, Wetter. Heute gibt es Versicherungen, Alarmanlagen, medizinische Vorsorge, Planbarkeit, digitale Kontrolle. Doch trotz all dieser Maßnahmen bleibt die Sorge bestehen – sie hat sich nur verschoben.
Sicherheit verspricht viel – und lässt uns doch oft leer zurück.
Die große Illusion: Wenn Sicherheit zum Ziel wird
Sicherheit ist wie ein Versprechen, das nie ganz eingelöst wird.
Wir bauen Mauern, sparen Rücklagen, sichern Beziehungen ab. Und trotzdem bleibt die Angst – nicht mehr vor dem Säbelzahntiger, sondern vor Kontrollverlust, Krankheit, Einsamkeit, Bedeutungsverlust.
Sicherheit kann nicht alles absichern – aber sie kann unsere Lebendigkeit gefährden.
Die Reise als Befreiung von der Sicherheitsillusion
„Jeden Tag setzt du dein Leben aufs Spiel. Ohne Versicherung, ohne Helm, ohne Notfallplan – wie hältst du das aus?“
Diese Frage wurde mir oft gestellt.
Und meine Antwort: Es war befreiend.
Denn auf meiner Fahrradreise durch Afrika gab es keine Sicherheit – und gerade deshalb entstand etwas Neues: Wachsamkeit, Vertrauen, Intuition.
Ich war dem Leben ausgeliefert, ja – aber nicht schutzlos.
Nicht mehr die Mauer hat mich geschützt, sondern meine Fähigkeit, mich zu orientieren, zu spüren, zu reagieren.
Weniger Besitz, mehr Verantwortung
Ein Haus steht fest. Ein Zelt wird auf- und abgebaut.
Ein Nomade kann sich nicht leisten, viel zu haben – aber er kann sich leisten, beweglich zu sein.
Ich trug nur das Nötigste. Und fühlte mich nicht arm, sondern lebendig.
Ohne äußere Sicherung musste ich mich auf meine innere Orientierung verlassen.
Sicherheit im Außen kann nie größer sein als das Vertrauen in sich selbst.
Die paradoxe Wahrheit: In Unsicherheit liegt echte Lebendigkeit
Je mehr ich versuchte, Sicherheit im Außen zu schaffen, desto unsicherer fühlte ich mich innerlich.
Doch als ich mich in die Unsicherheit hineinstellte – entstanden Ruhe, Klarheit und Sinn.
Ich war wach, verbunden, aufmerksam. Alles war Gegenwart. Alles war echt.
In Unsicherheit bin ich mir selbst am nächsten.
Intuition statt Versicherung
Wenn alle meine Sinne geschärft sind, wenn es keine Anleitung mehr gibt – dann beginnt das, was ich Erleben nenne.
Dann wird das Leben nicht mehr kontrolliert, sondern gelebt.
Sicherheit gibt es in einer sich ständig verändernden Welt nicht – das Leben bleibt unvorhersehbar.
Und das ist seine Schönheit.
Mein Fazit:
Sicher leben oder sich erleben?
Diese Frage begleitet mich. Und meine Antwort ist klar:
Ich will mich erleben – in Bewegung, im Wandel, im Kontakt mit dem Unvorhersehbaren.
Sicherheit kann uns schützen. Aber zu viel davon raubt uns die Fähigkeit, zu spüren, zu vertrauen, zu wachsen.
Darum habe ich gelernt:
Sicherheit ist kein Ziel. Sie ist eine Versuchung. Und manchmal braucht es Mut, sich vor ihr zu schützen.